Der Medizinische Fachdienst ist zuständig für alle jungen Menschen, die zu uns ins BBW Bethel kommen. Die Beurteilung der beruflichen Eignung aus medizinischer Sicht spielt eine große Rolle. Der Schwerpunkt liegt dabei weiter bei den Anfallserkrankungen. Unser gemeinsames Ziel mit den Teilnehmenden und allen anderen Kolleginnen und Kollegen des multiprofessionellen Teams ist die Erreichung einer erfolgreichen Berufsausbildung trotz Handicap.
Zu Beginn steht das Anamnesegespräch mit Erfragung der bisherigen Erkrankungen. Welche Erfolge und Misserfolge gab es bei den bisherigen Behandlungen etc.? Wichtig dabei sind die Vorbefunde, damit u.a. belastende Untersuchungen nicht wiederholt werden müssen, und um die bisherigen Therapieerfahrungen nutzen zu können. In der gemeinsamen Besprechung und Auswertung wird erörtert, was bislang geholfen hat und was eher gefloppt hat. Das hilft bei der Optimierung der Therapie. Es geht auch um eine ganzheitliche Wahrnehmung, sowohl begleitender somatischer als auch psychosozialer Problemlagen.
Im Epilepsiebereich ist das Ziel die Anfallsfreiheit, die sich oft erreichen lässt. Die eingespielte Zusammenarbeit mit Hausärztinnen und Hausärzten und der Epilepsieambulanz bringt Erfolge. Auch für eine „state of the art“-Behandlung ist der kollegiale Austausch wichtig. Es geht nicht um irgendeine Behandlung, sondern um die möglichst optimale Behandlung auf dem Stand der Wissenschaft.
Die Zusammenarbeit mit dem Wohnen ist ein weiterer wichtiger Faktor, sowohl was die Registrierung von Anfällen betrifft, als auch die Unterstützung bei der Einnahme der oft komplexen Medikation etc. Der Weg zur Verbesserung der Behandlung kann zum Beispiel eine Änderung bei den eingenommenen Medikamenten während der laufenden beruflichen Maßnahme bedeuten. Eine Medikamenten-Umstellung wird im BBW Bethel vorsichtig durchgeführt, so dass die Teilnehmenden dabei ausbildungsfähig bleiben. Voraussetzung ist eine zuverlässige Mitwirkung der Teilnehmenden.
Wenn unsere „Bordmittel“ nicht reichen, besteht die Möglichkeit der stationären Behandlung. Die Zusammenarbeit mit den Epilepsiekliniken Kidron und Mara ist bewährt. Meist kommen die Teilnehmenden des BBW Bethel auf die Station für junge Erwachsene mit Epilepsie (JEEP). In Mara steht das ganze Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung: Von Psychotherapie über Medikamente bis hin zu prächirurgischer Diagnostik und Neurochirurgie bei fokalen, therapieresistenten Epilepsien.
Das Faszierende an der Epilepsiebehandlung ist das breite Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten. In guter Tradition ist uns auch sozialmedizinische Hilfestellung wichtig. Bethel fasziniert da durch seine Vielfalt an Hilfen.
Die Chance auf Verbesserung der Anfallssituation während der beruflichen Maßnahme ist groß. Dabei kommt es oft auf ganz einfache Dinge an: geregelter Tagesablauf, Nachtruhe, Information über die Erkrankung, Tablettentraining usw. Mit diesen einfachen Maßnahmen lässt sich oft bereits viel verbessern.
Der Medizinische Fachdienst steht auch bei weitergehenden Fragen zur Verfügung, die nichts mit der Epilepsiebehandlung oder der beruflichen Eignung zu tun haben. Häufige Themen sind (ärztliche) Aufklärung und weitere Informationsvermittlung zu Arbeitsunfähigkeit, zu Sexualität und Empfängnisverhütung sowie zu sozialen Themen oder auch zu Zuzahlungsbefreiung.
Das BBW Bethel ist Teil des Epilepsie-Zentrum Bethel, ein Kompetenznetzwerk für Menschen mit Epilepsie und ihre Angehörigen, dass das gesamte Spektrum relevanter Behandlungs- und Unterstützungsformen basierend auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand anbietet. Dazu gehören Beratung, Diagnostik, (medikamentöse) Behandlung, Epilepsiechirurgie, Psychotherapie, Rehabilitation, Ausbildung und Arbeit, Wohnen und Teilhabe in der Gesellschaft, Schulungsprogramme, etc.
Diese Angebote sind an verschiedenen Stellen in Bethel angesiedelt. Ihre zielgerichtete individuelle Bereitstellung für Personen mit Epilepsie leisten wir in guter Zusammenarbeit: Unabhängig davon, an welcher Stelle des Epilepsie-Zentrums interessierte Personen anfragen, erhalten sie bedarfsgerechte Beratung zu Behandlungs-, Unterstützungs- und Assistenzmöglichkeiten.
Unser gemeinsames Ziel ist, die Lebensqualität von Menschen mit Epilepsien zu verbessern oder zu erhalten und Kompetenz im Umgang mit Epilepsien zu fördern. Die Aufklärung über die Erkrankung und die Beteiligung von Angehörigen ist uns dabei besonders wichtig.
Gemeinsam setzen wir uns ein für Rahmenbedingungen, die eine bedarfsgerechte Versorgung und Unterstützung für Menschen mit Epilepsien fördern. In Verbands- und politischen Gremien engagieren wir uns dafür, dass die spezifischen Leistungsbedarfe von Menschen mit Epilepsien anerkannt und finanziert werden.